Geschichte und Geschichten des Reichelsdorfer Kellers

Überblick

Die Rennbahn

Die Radrennbahn Reichelsdorfer Keller ist die älteste in Deutschland noch erhaltene 400m-Beton-Rennbahn (Kurvenhöhe: 6m). Das Areal wurde vom radsportbegeisterten Brauereibesitzer Schalkhauser zu Beginn des letzten Jahrhunderts zum Bau einer Rennbahn zur Verfügung gestellt.  Ein extra zu diesem Zweck gegründeter Verein – Sportplatz Nürnberg 1903 e.V. – gab den Bau in Auftrag (übrigens lange vor dem Bau des ersten Fußballstadions in Nürnberg, das erst 1928 errichtet wurde und in Teilen heute unter Denkmalschutz steht).

Radrennbahn Reichelsdorfer Keller | Denkmalnetz Bayern

1921 fand „am Keller“ die bis dahin größte Sportveranstaltung Bayerns statt: Rund 60.000 begeisterte Zuschauer, darunter viele auswärtige Gäste, besuchten die erste „Deutsche Rad- und Motorsportwoche“
Bayerns größte Sportveranstaltung – Schwabach, Reichelsdorfer Keller | Nordbayern

 

 Der Ring (Reichelsdorfer Keller)

Wann die Eröffnung des Reichelsdorfer Kellers war, geht aus den vorhandenen Unterlagen nicht hervor. Die erste Erwähnung im Bestand ist eine Kopie einer Ankündigung der Eröffnung des „Schalkhaußer’schen Felsenkellers“ in Reichelsdorf durch den Gastwirt G. Eirich im Mai 1878. Die Gebrüder Schalkhaußer kauften ein Waldgrundstück am Fuchsberg und legten in den dortigen Sandsteinfelsen einen Bierlagerkeller an. 1885 eröffnete die Sommerkellerwirtschaft. Zunächst bestand der Reichelsdorfer Keller ausschließlich aus einer Blockhütte, die um einen Bierausschank – dem Grüner-Bräu-Ausschank – erweitert wurde. Daraus entwickelte er sich zum Biergarten und Ausflugslokal mit Familienbad (ab 1920). Der Ausschank wurde Krieg zerstört und 1946-1948 in Form der Gaststätte Reichelsdorfer Keller wiederaufgebaut. Im Jahr 1949 begann der Anbau eines großen Tanz- und Festsaals, welcher 1950 fertig gestellt werden konnte. Zusätzlich zu dem Biergarten und Ausflugslokal entstand ein Tanzhaus und Tanzcafé, indem Konzerte, Live-Musik und Faschingsfeiern stattfanden. Die Bekanntheit des Reichelsdorfer Kellers wuchs sowohl im Stadtgebiet als auch in den umliegenden Gebieten. Auch für den Besuch vieler Prominenter wie Hazy Osterwald, Roy Black, Karel Gott, Rex Gildo, Heidi Brühl und vieler weiterer war der Reichelsdorfer Keller bekannt. Im Jahr 2019 wurde das Tanzlokal geschlossen und für intensive Wohnbebauung abgerissen.

Reichelsdorfer Keller (Bestand) – Deutsche Digitale Bibliothek (deutsche-digitale-bibliothek.de)

Das Parkcafé Rennbahn

Im Jahre 1885 wurde im Wald am Fuchsberg, zwischen Reichelsdorf und Katzwang, von der Brauerei  Schalkhauser ein Bierkeller, genannt Reichelsdorfer Keller, angelegt. Im Lauf der Jahre bildete sich dort eine kleine Ansiedlung. In kurzer Zeit wurde das Lokal unter Hüfner zu einem Anziehungspunkt. Wegen der vielen Birken im Garten wäre die Wahl für den Namen beinahe auf Cafe Birkenhain gefallen, aber man entschied sich für Park Cafe Rennbahn. Hüfner vergrößerte im Lauf der Zeit etappenweise das Lokal, bis schließlich bis zu 350 Personen darin Platz hatten.

Das Park Cafe Rennbahn war für viele Artisten Station vor Las VegasEs gastierten u.a.:

Fred Bertelmann, Jimmy Makulis, Max Greger, Barnabas von Geczy, Bruce Low, Lale Andersen, Bully Bullan, Bally Prell, Jürgen von Manger, Jacob Sisters, Trude Herr, der Zauberer Kalang, Roberto Blanco, Wencke Myhre, Gitte, Manuela, Conny Wagner Sextett, die Saragossa Band, Trio San Jose, Gerhard Wendtland, Peter Beil, Ronny Hof, und der, inzwischen von der Kultsendung“Fastnacht in Franken“ bekannte,  Bernd Händl.

Die Geschichte des Park Café Rennbahn (park-cafe-rennbahn.com)

Abschied vom Tanzcafe Rennbahn | Franken Fernsehen

  

Das Familenbad

Geht man vom Reichelsdorfer Keller Bahnhof etwas die Böschung hinunter gelangt man zur Rednitz. An der Stelle wurde im April 1914 das Familienbad an der Rednitz eröffnet, nachdem im März 1914 die Arbeiten zum Bau einer Hütte abgeschlossen waren.

1921 gab es bereits Garderobe für 1500 Personen und auf die Sittsamkeit wurde streng geachtet: „Gegen unziemliches Gebaren unreifer Elemente wird mit aller Schärfe eingeschritten bei sofortiger Verweisung des Badeplatzes. Dreieckbadehosen sind verboten.“ (vgl. Plakat in Galerie)

Es war damals das erste Familienbad Bayerns und der Badebetrieb fand zunächst nur im Fluss statt. Aufgrund der zunehmenden Beliebtheit und des großen Andrangs wurde das Bad später um ein Schwimmbecken ergänzt.
Im Jahr 1963 wurde das Bad aber dann wieder geschlossen. 
Gaststätte TSV Wolkersdorf mit Spaziergang zu den Schalkhauser Bierkellern und verschollenem Familienbad – Zwieselbrau (wordpress.com)

Der Bahnhof

Der Bahnhof, der ursprünglich an der Bahnstrecke Nürnberg–Augsburg lag, wurde 1897 von den Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen eröffnet.  Bis in die 1950er-Jahre verkehrten anlässlich der Radrennen auf der Rennbahn regelmäßig Sonderzüge vom Nürnberger Hbf. zum Bahnhof Reichelsdorfer Keller.
Im Zuge der Bauarbeiten für die dritte Nürnberger S-Bahnlinie wurden die alten Anlagen abgerissen und ein neuer Bahnsteig an der neuen S-Bahn-Trasse errichtet.

Gottesdienstraum / Kindergarten

Die evangelische Kirchengemeinde erwirbt 1951 ein hölzernes Behelfsheim. Dieses wird auf einem gepachteten Waldgrundstück am Reichelsdorfer Keller aufgestellt und dient forthin als Gottesdienstraum. Das Grundstück gehört dem Kunstmühlen-Besitzer Hans Sommer aus Katzwang.
Am 4. März 1951 findet die Einweihung des
neuen Betsaals statt.

1953 wurde der Saal umgebaut und das Behelfsheim zu einem Kindergarten umgebaut. Das Grundstück wurde ebenfalls 1953 von der Gemeinde erworben.

Nach dem Bau des Gemeindehauses am Weißensee 1972 wurde das Gebäude ausschließlich als Kindergarten genutzt. 1975 wurden in 2 Gruppen 50 Kinder betreut. 

Noch heute ist dort einer der letzten eingruppigen Kindergärten Nürnbergs.

Ev. Kindertagesstätte Regenbogen Katzwang | Sei frech und wild und wunderbar! (kita-regenbogen-katzwang.de)

Kirche am Weißensee

Die evangelische Gemeinde Katzwang errichtete 1972 am Weißensee ein Gemeindezentrum mit Kirche, Jugend- und Gemeinderäumen und einem Pfarrhaus.
Weiterer Text kommt in Kürze

Katzwang: Kirche läutet harten Sparkurs ein (nordbayern.de)

 

Mittelalterlicher Turmhügel

Der „Burg Reichelsdorfer Keller“ oder „Purgstall“ genannte Turmhügel, ist ein Relikt aus dem Hochmittelalter. Er liegt etwa 1 km östlich des S-Bahnhofs Reichelsdorfer Keller in Nürnberg und stammt vermutlich aus dem 12. Jahrhundert. Die Anlage besteht aus einem etwa 3,5 Meter hohen, runden Hügel mit einem Durchmesser von rund 13 Metern, der von einem Graben umgeben ist. Dieser Hügel diente wahrscheinlich als Standort eines kleinen Wehrturms oder einer befestigten Anlage, die dem Schutz und der Überwachung des umliegenden Gebiets diente.
Historisch gesehen war der Turmhügel Teil einer Reihe von Verteidigungsanlagen, die das Nürnberger Umland sichern sollten. Der Ort bietet eine interessante Perspektive auf die mittelalterliche Befestigungsstrategie und ist heute ein frei zugänglicher Platz für Geschichtsinteressierte und Wanderer.
Die genaue Funktion und Geschichte der Anlage sind nicht vollständig dokumentiert, aber sie wird oft in Verbindung mit anderen regionalen Verteidigungsstrukturen erwähnt, die zur Sicherung der Handelswege und zur Verteidigung gegen Angriffe errichtet wurden.

Burg Reichelsdorfer Keller (alleburgen.de)

Weiherhaus (tripod.com)