Auf dem Areal der Radrennbahn sind die alten Bäume gefällt, ein Großteil der Bahn ist zerstört. Stattdessen Sandberge… So wurden vollendete Tatsachen geschaffen, noch bevor das Verwaltungsgericht in Ansbach über die Klagen von Bund Naturschutz und Denkmalnetz Bayern entschieden hat. Das ist die, eigentlich nicht für möglich zu haltende Realität.

Nach wie vor offen ist jedoch, wie es dazu kommen konnte. Und auch wenn hier vor Ort nichts mehr zu ändern ist, ist eine Klärung der Vorgehensweisen den noch wichtig, um zumindest zukünftig Ähnliches vermeiden zu können.

Mit dem Ziel, Licht in die Vorgehensweise rund um den Bebauungsplan Nr. 4654 zu bringen, haben wir die Gelegenheit genutzt, bei der Bürgerversammlung am 24.09.2024 zum wiederholten Male nachzufragen:

1) Noch immer ist nicht geklärt, wie es zu einer Entscheidung in der Stadt bereits vor Beginn des Bauleitverfahrens (am 27. 09. 2018) kommen konnte. Eine solche vorzeitige Entscheidung wurde bekannt durch ein Schreiben eines Stadtratsmitglieds aus der CSU-Fraktion vom 06.06.2018, d.h. datiert drei Monate vor Beginn des Bauleitverfahrens, in dem die Anfrage eines Bürgers nach dem Erhalt der Rennbahn beantwortet wurde. Darin heißt es „die getroffene Entscheidung … man hat entschieden … Wir sind uns sicher, dass wir aus dem Wandel der Zeit das bestmögliche gemacht haben“. Unsere Frage ist: Wer hat entschieden und wann?

2) Eine weitere Frage, die wir in der Vergangenheit schon mehrfach gestellt haben und die bis heute nicht geklärt ist, betrifft die Tatsache, dass die Stadt Nürnberg die Denkmalschutzwürdigkeit der Rennbahn nicht vor Beginn des Bebauungsplanverfahrens im September 2018 geprüft hat und, im Gegenteil, lt. Recherchen des Bayerischen Rundfunks (siehe Sendung Kontrovers des BR vom 25. 10.2023) sogar Hinweise dafür vorliegen, dass man in der Stadt Nürnberg eher bemüht war, einen Vor-Ort-Termin des Landesamts für Denkmalpflege, bei dem die Denkmalschutzwürdigkeit geprüft werden sollte, zu verhindern. Unsere Frage ist: Wurde diesen Recherche-Ergebnissen des BR seitens der Stadt nachgegangen? Wenn ja, mit welchem Ergebnis? Wenn nein, warum nicht?

Wie schon in der Vergangenheit wurden diese Fragen auch in der Bürgerversammlung und trotz des Versprechens von Bürgermeister König wieder einmal nicht beantwortet.

Wir hatten darüber bereits in der November-Ausgabe des meier Magazins berichtet und die Erwartung geäußert, dass die Antworten nachgereicht werden, zumal Oberbürgermeister König bereits zu Beginn der Veranstaltung die Beantwortung aller offen gebliebenen Fragen angekündigt hatte. Nachdem in dieser Sache zwei Monate lang nichts von der Stadt zu hören war, haben wir im Oberbürgermeisteramt nachgefragt und wurden um nochmalige schriftliche Einreichung der Fragen gebeten. Sind Sie, liebe Leserinnen und Leser auch der Meinung, dass wir als Bürgerverein an der Sache dranbleiben und Sie auf dem Laufenden halten sollten?

Man sollte meinen, dass sich für die o.g. Fragen auch die Lokalpresse interessieren dürfte und dass unsere Nachfragen zur Entscheidung der Stadt Nürnberg über die Zukunft der Radrennbahn auch im Bericht über die Bürgerversammlung erwähnt würden, zumal OB König zu Beginn der Bürgerversammlung die Presse ausdrücklich begrüßt und die Bedeutung der Berichterstattung für diejenigen, die nicht an der Veranstaltung teilnehmen konnten, herausgestellt hatte. Umso größer war die Überraschung bei den Teilnehmern der Bürgerversammlung, als sie im Artikel der NN über die Veranstaltung am 24.09.2024 kein Wort über die Rennbahn fanden. Stattdessen folgte im Lokalteil der NN vom 26.11.2024 ein Bericht über die aktuelle Entwicklung an der Radrennbahn: „Jetzt werden die Bäume gefällt“.

Auf den momentanen traurigen Anblick haben wir schon eingangs verwiesen. Verloren haben nicht nur die Anwohner eine Klimaoase, sondern auch die Radsportler eine Sportstätte und die ehemals bedeutsame Fahrrad Stadt Nürnberg ein Denkmal. Das ist bitter. Besonders auch deshalb, weil man sich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass im Verfahren einiges schiefgelaufen ist. Das hat sich auch bis nach München in den Landtag und ins zuständige Ministerium durchgesprochen.

Auch wenn diese Entwicklung hier vor Ort nicht mehr korrigiert werden kann, muss doch alles dafür getan werden, dass Fehler bei ähnlichen Projekten in Nürnberg zukünftig vermieden werden. Der Bürger- und Geschichtsverein Reichelsdorfer Keller will dazu gerne einen Beitrag leisten und hat dies der Stadt Nürnberg auch bereits angeboten.